6 Tipps zur Bestimmung Ihres Freiberufler Stundensatzes
Das Thema Geld anzusprechen, ist in vielen Situationen des Lebens unangenehm. Vielleicht haben Sie auch oft Bedenken, in Vorstellungsgesprächen über das Gehalt zu sprechen, obwohl es Ihnen logischerweise sehr wichtig ist. Vor allem Freiberufler haben häufig Schwierigkeiten damit, ein angemessenes Honorar für Ihre Arbeit zu verlangen. Mit diesem Beitrag möchte ich Ihnen Tipps zur Kalkulation des Stundensatzes geben, mit deren Hilfe Sie selbstbewusster und mutiger mit Partnern über das Gehalt verhandeln können.
1 Passen Sie Ihre Kalkulation immer wieder an
Als Freiberufler sollten Sie Ihren Stundensatz immer wieder anpassen. Durch einen höheren Bildungsabschluss und mehr Erfahrungen im Beruf erhöht sich natürlich auch Ihr Lohn. Die Anpassungen sollten Sie allerdings in kleinen Etappen vornehmen und nicht auf einmal Ihren Stundensatz stark erhöhen. Dadurch könnten Sie schnell Kunden verärgern oder sogar verlieren.
Ein weiterer Tipp: Tauschen Sie sich mit anderen Freelancern aus. Dadurch erhalten Sie Richtwerte, an denen Sie sich bei Ihrer Kalkulation zumindest orientieren können.
2 Beziehen Sie Ihre arbeitsfreien Tage mit ein
Ein Faktor bei der Berechnung des Stundensatzes ist die Kalkulation von arbeitsfreien Tagen – also die Tage, an denen Sie nicht ausschließlich beim Kunden am Projekt arbeiten. Berücksichtigen Sie hierbei auch Wochenenden, Feiertage, Urlaub, das Risiko von Krankheitstagen, Fortbildungstage und unproduktive Tage, denn auch diese gibt es im Leben eines Freiberuflers. Auch die Zeit für die Projektakquise, welche den Grundbaustein jedes Freiberuflers bildet, ist sehr wichtig und Sie sollten sie mit einkalkulieren.
3 Achten Sie auf Ihre Kosten
Ein weiterer Punkt, der bei der Berechnung des Stundensatzes beachtet werden sollte, ist die Kostendeckung. Bei Freiberuflern fallen wesentlich mehr Kostenstellen an als bei Festangestellten. Als Freelancer tragen Sie viele eigene Kosten, wie zum Beispiel
- Bürogebäude
- Versicherungen
- Personal
- Softwarelizenzen
- Material, usw.
Diese dürfen Sie bei Ihrer Kalkulation des Stundensatzes nicht vernachlässigen.
4 So errechnen Sie Ihren Stundensatz
Jede Berufsgruppe für Selbstständige verdient einen unterschiedlich hohen Lohn pro Monat.
Den Stundenlohn können Sie auf dessen Basis berechnen, indem Sie das Netto-Monatsgehalt durch die Arbeitstage pro Monat teilen. Das Ergebnis teilen Sie wiederum durch die geleisteten Stunden pro Tag.
Beispielrechnung eines SAP Freelancers (bei einem Monatsgehalt von 10.000 €):
10.000 € : 14 Tage = 714,29 €
714,29 € : 8 Stunden = 89,29 €
Wie bereits beschrieben, sollten Sie die Zeit, in der Sie sich nicht in Projekten befinden, mit in Ihre Rechnung einbeziehen. Sie benötigen als Freelancer viel Zeit für die Kundenakquise, Marketing, Steuererklärungen etc. Aus diesem Grund sollte der Nettostundensatz mit einem selbst kalkulierten Prozentsatz für die Zeit, die außerhalb der Projekte aufgewendet wird, erneut berechnet werden. Rechnen wir in unserem Beispiel des SAP Freelancers mit 30%, so lautet der neue, endgültige Stundensatz:
89,29 € x 1,3 = 116,08 €
5 An diesen Stundensätzen können Sie sich orientieren
Der Durchschnittsstundensatz eines Selbständigen beträgt ca. 60 €. Freiberufler in der IT-Branche erhalten ca. 90 € als durchschnittlichen Stundensatz. Diese Werte sind hilfreich für Ihre Entscheidung, ob Sie Projekte annehmen oder ablehnen sollten.
Außerdem spielen Faktoren wie Branche, Ort, Position im Projekt und Unternehmensgröße eine bedeutende Rolle für die Berechnung des Gehalts. Sie sollten sich also auch über diese Angaben individuell informieren, um eine Hilfe bei der Einschätzung des Honorars zu bekommen.
6 Kalkulation der Steuerabgaben eines Freelancers
Selbstverständlich bekommen auch Sie als Freiberufler einen bestimmten Steuersatz und müssen Steuern – wie beispielsweise die Umsatzsteuer oder die Einkommenssteuer – an das Finanzamt abführen. Ich führe diesen Aspekt hier mit auf, da es von Vorteil ist, die monatliche Steuerbelastung ebenfalls zu kalkulieren und anzusparen. So können Sie sichergehen, dass Sie bei Aufforderung zur Steuerzahlung des Finanzamtes auch unverzüglich die Zahlung leisten können und somit eine Rücklage bilden.
Ein abschließender Tipp: Bei Meldung des Status als Selbstständiger beim Finanzamt sollten Sie Ihre Erträge nicht allzu optimistisch angeben, da aus diesen Angaben erst einmal die Grundlage für die Berechnungen der Steuern geschaffen wird. Dadurch zahlen Sie dann möglicherweise zu viele Steuern. Diese bekommen Sie natürlich zurück, dennoch müssen Sie sie erst bezahlen, was besonders in den Anfängen als Selbstständiger das Kapital für andere Dinge einschränkt.
Fazit
Zusammenfassend passt der banale, aber doch so wahre Spruch: „Die Einnahmen müssen höher als die Ausgaben sein.“ Und im Leben als Freiberufler sollten Sie lieber zu viele arbeitsfreie Tage einplanen, als zu wenige.
Die einzelnen Tipps müssen Sie natürlich individuell für sich auslegen. Brauchen Sie dabei Hilfe? Schreiben Sie mir gerne!