Homeoffice vs. Coworking-Spaces
Innerhalb der letzten Jahre vollzog sich ein klarer Wandel der Büroarbeitswelt, wodurch zwei Arbeitsorte in den Fokus rückten: Homeoffice und Coworking-Spaces. Durch das Coronavirus und die entsprechenden Hygienemaßnahmen erfuhren viele Festangestellte zum ersten Mal, wie es ist, im Homeoffice zu arbeiten. Freiberufler kennen dieses Modell meist schon länger. Coworking-Spaces bieten dazu eine interessante Alternative, wenn Ihnen als Freiberufler beispielsweise Zuhause auf Dauer doch die Decke auf den Kopf fällt. Was genau hinter beiden Modellen steckt und wo ihre Vor- und Nachteile liegen, fasse ich in diesem Beitrag für Sie zusammen.
Bevor wir zu den jeweiligen Vorzügen und Nachteilen kommen, möchte ich Ihnen zuerst erläutern, was genau unter beiden Modellen verstanden wird.
Homeoffice – arbeiten in den eigenen 4 Wänden
Per Definition handelt es sich bei Homeoffice um Arbeit von Zuhause aus. Im deutschen Sprachgebrauch werden auch gerne die Begriffe „Heimarbeit“ oder „Telearbeit“ verwendet. Anders als beispielsweise in den Niederlanden gibt es in Deutschland keine gesetzliche Regelung zum Homeoffice. Bietet Ihre Tätigkeit grundsätzlich die Möglichkeit dazu und herrscht Ihrerseits Interesse an diesem Modell, sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten suchen. Für Freiberufler erübrigt sich das – Sie entscheiden von Beginn an selbst, wo Sie Ihren Arbeitsplatz einrichten möchten.
Damit die Umsetzung von Homeoffice möglich ist, bekommen Angestellte alle nötigen Arbeitsmaterialien wie einen Laptop oder ein Geschäftsmobiltelefon in der Regel vom Arbeitgeber gestellt. Als Freiberufler sind Sie Ihr eigener Chef, weshalb Sie selbst für die nötige Ausstattung im Homeoffice verantwortlich sind (es sei denn, Ihr Kunde stellt Ihnen zum Beispiel einen Laptop mit den nötigen Zugängen).
Die verschiedenen Varianten von Homeoffice
Homeoffice kann in unterschiedlichen Varianten umgesetzt werden:
Im Rahmen einer Teleheimarbeit wird ausschließlich in den eigenen vier Wänden gearbeitet. Festangestellte haben dann keinen festen Arbeitsplatz in den Räumlichkeiten des Arbeitgebers. Wichtig ist hierbei, dass laut der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) ein fester Bildschirmplatz in der eigenen Wohnung eingerichtet ist und dem Arbeitgeber ein Zugang dazu eingeräumt wird. Da es sich nach wie vor um einen Arbeitsplatz handelt, gelten dieselben Regelungen des Arbeitsschutzgesetzes wie in den Büros des Arbeitgebers. Dazu muss der Arbeitgeber sicherstellen, dass auch im Homeoffice alle Vorschriften eingehalten werden, um die Gesundheit des Arbeitnehmers nicht zu gefährden und Geschäftsunterlagen vor dem Einblick Dritter geschützt sind.
Weiter gibt es die Möglichkeit der alternierenden Telearbeit. Dabei wird der Arbeitsort regelmäßig gewechselt – mal Zuhause, mal im Büro.
Zuletzt existiert die Variante der mobilen Telearbeit, wobei der flexible Arbeitsort im Vordergrund steht. Ob Zuhause, im Zug, im Café oder bei einem Kunden vor Ort, es kann überall gearbeitet werden.
Coworking-Spaces – arbeiten gemeinsam mit anderen Leuten
Um das Arbeitsplatz-Modell Coworking-Spaces zu erklären, ist es zunächst hilfreich, die Begriffe auseinanderzunehmen. Mit dem Begriff „Coworking“ ist nichts anderes gemeint, als gemeinsam zu arbeiten. Dafür werden bestimmte Räume geschaffen (Spaces), wodurch die sogenannten Coworking-Spaces entstehen. Seinen Ursprung hat dieses Modell in den USA, wo im Jahr 1999 in New York das „42 West 24“ entstand. Ein Software-Unternehmen bot hier erstmalig in einem Gemeinschaftsbüro flexibel buchbare Schreibtische an. Nach und nach hat sich diese Form des gemeinsamen Arbeitens über Länder und Kontinente hinweg verbreitet, sodass im Jahr 2018 weltweit rund 18.700 Coworking-Spaces existierten – Tendenz steigend.
Die Besonderheit von Coworking-Spaces liegt darin, dass Arbeitsplätze sehr flexibel – d. h. je nach Anbieter stunden-, tage-, wochen- oder monatsweise – angemietet werden können. Die gebotenen Arbeitsplätze bieten dabei eine voll ausgestattete Infrastruktur von Internet über Drucker, Scanner, Telefon und Beamer bis zu Besprechungsräumen. Neuerdings bieten einige Coworking-Spaces sogar Schlafräume und Kinderbetreuung. Die wohl wichtigste Eigenschaft ist allerdings der bunte Mix an Nutzern. Da diese Arbeitsplätze grundsätzlich von jedem angemietet werden können, finden sich hier Freiberufler, Start-Up-Gründer und selbst Festangestellte verschiedenster Branchen und Tätigkeitsfelder.
Vor- und Nachteile beider Arbeitsplatz-Modelle
Homeoffice und Coworking-Spaces sind „neue“ Arbeitsplätze, die beide ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen. Welche das jeweils sind, möchte ich Ihnen hier aufzeigen.
Diese Vorteile genießen Sie im Homeoffice
Beginnen wir wieder mit dem Homeoffice-Modell und hier zunächst mit den Vorteilen:
- Wohlfühl-Faktor: Im Homeoffice arbeiten Sie von Zuhause aus, damit also an dem Ort, an dem Sie sich vermutlich am wohlsten fühlen.
- Kein Arbeitsweg: Hinzu kommt, dass Sie sich den Arbeitsweg sparen, was nicht nur auf Fahrtkosten-Seite, sondern auch beim Faktor Zeit Einsparungen bringt.
- Vereinbarung von Familie und Beruf: Als berufstätige Mütter oder Väter oder im Falle von anderen pflegebedürftigen Familienmitgliedern sind Sie in der Nähe.
- Keine zusätzlichen Mietkosten: Im Homeoffice fallen die Mietkosten von zusätzlichen Büroflächen weg. Gerade für junge Gründer ist es von großem Vorteil, die finanzielle Belastung möglichst gering zu halten.
- Ruhe: Wer sich ohne den typischen Büro-Trubel am besten konzentrieren kann, wird nicht durch Kollegen oder Telefonklingeln, also die typische Büro-Geräuschkulisse, gestört.
Arbeit und Privates nur schwer trennbar
Homeoffice bringt folglich einige Vorteile. Doch auch hier gibt es zwei Seiten der Medaille – folgende Nachteile können auftreten:
- Ablenkung: Wer sich durch Kinder, andere Familienmitglieder oder den Haushalt ablenken lässt, kann sich nur schwer auf seine Arbeit konzentrieren.
- Einschränkung der Privatsphäre: Ist die Homeoffice-Variante vertraglich mit dem Arbeitgeber geregelt, so muss diesem ein Zugangsrecht eingeräumt werden. Wer viel Wert auf seine Privatsphäre legt, hat hier einen Nachteil.
- Schwere Trennung von Arbeit und Privatleben: Da Sie auch dort arbeiten, wo in erster Linie Ihr Privatleben stattfindet, verwischen schnell die Grenzen. Ohne die räumliche Trennung dieser Komponenten fällt es oft nicht leicht, hier die gesunde Work-Life-Balance zu halten.
- Soziale Einbußen: Nicht zuletzt fehlt auf Dauer die soziale Komponente. Ohne regelmäßigen persönlichen Kontakt zu anderen Menschen kann Homeoffice zu Einsamkeit führen und ggf. schwere psychische Folgen haben.
Coworking-Spaces: Das sind die Vorteile
Nun zu den Coworking-Spaces. Auch hier wollen wir zunächst die Vorteile betrachten:
- Hohe Flexibilität: Ein Arbeitsplatz im Rahmen eines Coworking-Spaces ist flexibel buchbar und damit perfekt an das eigene Arbeitsaufkommen und individuelle Wünsche anpassbar.
- Gegebene Infrastruktur: Es wird eine ausgezeichnete Infrastruktur geboten. Als Freiberufler müssen Sie sich um keinerlei Anschaffungen kümmern.
- Geschäftsadresse: Viele Coworking Spaces befinden sich in sehr repräsentativen Gegenden. Ist Ihnen eine gut klingende Geschäftsadresse wichtig, so ist dies ein großer Vorteil.
- Soziale Komponente: Speziell im Vergleich zum Homeoffice besteht keine Gefahr, zu vereinsamen. In Coworking-Spaces haben Sie immer Kontakt zu anderen Menschen. Dies führt zu verschiedenen weiteren damit verbundenen Vorteilen:
- Das Netzwerken wird extrem erleichtert, da Sie sich mit potenziellen Kunden, Investoren oder Partnern quasi ein Büro teilen. So können wunderbare Synergien entstehen.
- Befinden Sie sich noch in Ihren Freiberufler-Anfängen, so können Sie von den Erfahrungen Ihrer Büro-Kollegen profitieren.
- Sie können Ihre Erfolge, aber auch Niederlagen mit Menschen teilen, die im gleichen Boot sitzen, wie Sie.
- Kinderbetreuung: Benötigen Sie eine Kinderbetreuung und wollen trotzdem ungestört in Büro-Atmosphäre arbeiten, so können Sie entsprechend Coworking-Spaces auswählen, die sogar Kinderbetreuung anbieten
Höhere Kosten als im Homeoffice
Neben Vorteilen bringen auch Coworking-Spaces ihre Nachteile mit sich:
- Kostenfaktor: Im Vergleich zum Homeoffice fallen zusätzliche Mietkosten an.
- Ablenkung: Wer sich schnell von anderen Menschen stören lässt, ist hier eher an der falschen Adresse. Doch um dem entgegenzuwirken, bieten einige Coworking-Spaces auch Einzelbüros oder Ruhe-Räume an.
- Mangelnde Verfügbarkeit: Obwohl sich dieses Modell schon weit verbreitet hat, sind viele gut gelegene und optimal angebundene Coworking-Spaces schnell ausgebucht.
- Datenschutz: Wer auf besonderen Datenschutz angewiesen ist, sollte hier gründlichst prüfen, inwiefern dieser gegeben ist.
Die Entscheidung liegt bei Ihnen
Das Arbeiten im Homeoffice und das Anmieten eines Arbeitsplatzes im Rahmen von Coworking-Spaces sind Arbeitsplatz-Modelle, die in unserer heutigen Zeit immer mehr Anklang finden. Gerade für Freiberufler sind das interessante Möglichkeiten der Arbeitsplatzgestaltung, da der „typische“ Büro-Arbeitsplatz des Arbeitgebers nicht existiert.
Die Frage, welches Modell das Richtige für Sie ist, kann pauschal nicht beantwortet werden, sondern hängt letztlich von Ihren persönlichen Vorlieben ab. Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem Beitrag Orientierung bei Ihrer Entscheidungsfindung geben. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, melden Sie sich gerne bei mir!
2 Kommentare zu "Homeoffice vs. Coworking-Spaces"
Hallo Frau Meier,
gibt es spezielle Plattformen, um Coworking-Spaces zu finden? Wenn ja, haben Sie diesbezüglich eine Empfehlung?
Liebe Grüße
Karolin Buschmann
Hallo Frau Buschmann,
eine hilfreiche App, um Coworkings-Spaces zu finden ist beispielsweise „Croissant“. Sie können mit verschiedenen Filtern Ihre Präferenzen angeben und so passende Coworking-Spaces finden.
Auch die Seite coworking-spaces.info bietet Ihnen die Möglichkeit einen Arbeitsplatz in der Nähe oder an dem gewünschten Standort zu buchen.
Viele Grüße
Susanna Fischer