Unconscious Bias: So gefährlich sind Denkfehler im FreiberuflerInnen-Business
Die Neurowissenschaft zeigt, dass unsere Entscheidungen vom sogenannten Unconscious Bias gravierend beeinflusst werden. Denn stereotypes Denken stellt eine kognitive Falle dar, die zu gravierenden Fehlinterpretationen führen kann.
Damit Sie Ihr Bewusstsein in Ihren Projekten als auch im Alltag für stereotypes Denken schärfen und sensibilisieren, zeige ich Ihnen in diesem Beitrag, was es mit dem Begriff auf sich hat und wie sie dieses psychologische Phänomen angehen.
Das Phänomen des Unconscious Bias
Die Bezeichnung „Bias“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Voreingenommenheit. Unconscious Bias bezeichnet dabei unbewusste kognitive Verzerrungen, wie beispielsweise tief verwurzelte Denkmuster und automatische Stereotype.
Da unser Gehirn äußerst effizient arbeitet, greift es auf ressourcenschonende Methoden und Muster zurück, die sich in diesen automatischen Stereotypen äußern. Dabei werden aus einer Wahrnehmung wesentliche Merkmale gefiltert und mit bereits Erlerntem verglichen. Den vermeintlich unwesentlichen Merkmalen wird keine Beachtung geschenkt. Dabei spielen diese scheinbar unwesentlichen Aspekte oft doch eine größere Rolle als angenommen. Gerade dann, wenn eine Situation durch die fehlenden Informationen fehlinterpretiert wird.
Warum ist es wichtig, dass Sie sich mit Unconscious Bias beschäftigen?
Das Problem des Unconscious Bias liegt im Zusammenspiel von Beobachtung, Interpretation und Bewertung. Denn unser Handeln und unsere Entscheidungen sind in der Regel keine rationalen und objektiven Prozesse. Ein Großteil unserer Entscheidungen – egal ob bewusst oder unbewusst – werden von Emotionen und Erlerntem gelenkt. Aus diesem Grund fallen unsere Interpretationen oft sehr unterschiedlich aus.
Das kann nicht nur im Alltag, sondern auch im beruflichen Kontext weitreichende Folgen mit sich bringen. Problematisch wird es dann, wenn Situationen anders interpretiert werden, als sie wirklich sind und Misskommunikation auftritt. Unconscious Bias hat also einen unmittelbaren Einfluss darauf, wie wir Menschen im Arbeitskontext begegnen.
Schnelle Schlussfolgerungen können zu Fehloutput führen
Das Ausmaß von fehlerhaften Schlussfolgerungen kann dabei ganz unterschiedlich ausfallen. Von nicht relevanten stereotypen Gedanken bis hin zu Meinungsverschiedenheiten aufgrund von Voreinstellungen, sind alle Gegebenheiten offen.
Indem wir Menschen aufgrund bestimmter Merkmale schnell und automatisch in soziale Gruppen einordnen, schreiben wir ihnen unbewusst Eigenschaften zu, die mit der jeweiligen Gruppe assoziiert werden. Diese Kategorisierung erschwert oder verhindert sogar, dass Menschen in ihrer Individualität mit ihren jeweils besonderen Talenten wahrgenommen werden.
Wieso passieren Denkfehler?
Grund für Unconscious Bias sind unsere zwei Denksysteme: Das unbewusste und das bewusste System. Zur Erklärung, habe ich Ihnen jeweils ein Beispiel mitgebracht.
- Das Unbewusste System
„Sie sind in einem Gespräch und hören sofort die Unfreundlichkeit aus einer Stimme heraus. Dabei interpretieren Sie z.B., dass Ihr Gegenüber entweder unfreundlich ist oder einen schlechten Tag hatte“.
Das unbewusste System arbeitet ohne willentliche Steuerung, instinktiv und schnell. Metaphorisch können Sie sich dieses System als Ihr Autopilot vorstellen. Dabei bedient es sich zum größten Teil an gespeicherten Erfahrungen und macht mehr als 90% unserer Wahrnehmung und unseres Denkens aus.
- Das Bewusste System
„Sie sind in einem Kundentermin und interagieren aufmerksam mit Ihrem Gesprächspartner oder Ihrer Gesprächspartnerin“
Das bewusste System ist für das logische Denken verantwortlich und arbeitet langsam. Bewusstes Denken fordert Anstrengung und Konzentration. Aus diesem Grund kommt in mehr als 90 Prozent der Fälle unser unbewusstes System ins Spiel.
Warum ist es wichtig den Skills des Unconscious Bias zu lernen?
Ganz klar: Um objektivere und fairere Entscheidungen zu treffen!
Denn Unconscious Bias kann dazu führen, dass Sie zu fehlerhaften Schlussfolgerungen kommen oder Menschen sogar unabsichtlich diskriminieren – auch wenn Sie eine offene Person mit guten Absichten sind. Diese Fehlinterpretationen können weitreichende Folgen nach sich ziehen, weshalb Sie Ihr Bewusstsein für diese Prozesse schärfen sollten.
Mit diesen 5 Effekten, schärfen Sie Ihr Bewusstsein für stereotype Fallen
Indem Sie die Effekte aktiv bei Ihnen selbst wahrnehmen, können Sie verzerrte Wahrnehmungen vermeiden. Dafür habe ich Ihnen 5 Effekte mitgebracht, die zu einem Unconscious Bias führen können:
- Halo-Effekt
Unter dem Halo-Effekt wird in der Sozialpsychologie von einer kognitiven Verzerrung der Personenwahrnehmung gesprochen. Die Wahrnehmung eines einzelnen Merkmals kann sich darauf übertragen, wie Menschen weitere Aspekte dieser Person wahrnehmen. Ein einfaches Beispiel ist: Wir bewerten Menschen, die wir als attraktiv empfinden auch bei anderen positiven Eigenschaften tendenziell besser als Menschen, die wir nicht attraktiv finden.
- Horns-Effekt
Der Horn-Effekt ist ein kognitiver Prozess, der ähnlich wie der Halo-Effekt fungiert. Der Unterschied liegt darin, dass einer Person aufgrund eines bestimmten negativen Aspekts negative Einstellungen oder Verhaltensweisen zugeschrieben wird. Ein gängiges Beispiel hierfür sind übergewichtige Menschen, die leider oft als faul, schlampig oder unverantwortlich abgestempelt werden.
- Confirmation Bias
Der Confirmation Bias (zu deutsch: Bestätigungsfehler) besagt, dass jeder Mensch dazu neigt, seine eigenen Annahmen und Erwartungen zu bestätigen. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, dass eine Person der Überzeugung ist, Linkshänder seien kreativer als Rechtshänder. Sobald diese Person jemandem begegnet, der sowohl linkshändig als auch kreativ ist, wird sie diesem „Beweis” große Bedeutung zu schreiben, da ihre Überzeugung bestätigt wird.
- Groupthink Bias
Der Groupthink Bias bezieht sich auf eine kognitive Voreingenommenheit, die Menschen dazu veranlasst, Harmonie oder Konformität innerhalb einer Gruppe zu suchen. In vielen Fällen werden Menschen ihre eigenen persönlichen Überzeugungen beiseiteschieben, um die Meinung des Rests der Gruppe zu übernehmen.
- Ingroup oder Affinity Bias
Der Ingroup Bias ist eine Voreingenommenheit zugunsten der eigenen Gruppe. Für diese Gruppe empfinden wir laut neurowissenschaftlicher Studien unbewusst sogar mehr Empathie. Vorsicht ist dabei geraten, dass andere Gruppen inkl. Mitglieder als nicht gleichwertig angesehen werden.
Diese Maßnahmen helfen, Unconscious Bias zu vermeiden
Das Hauptziel ist es, dass Sie Ihr Bewusstsein für diese Fehlannahmen schärfen und sensibilisieren. Dazu empfehlen wir folgende Maßnahmen:
- Workshops
Workshops können Ihnen dabei helfen, dass Sie bewusster mit Ihrer eigenen Voreingenommenheit und Stereotypen umgehen. Häufig liegt das Problem in der eigenen Kurzsicht, woran sich hervorragend arbeiten lässt.
- Aktiv auf Unterschiede zugehen
Gehen Sie gezielt auf Menschen zu, die Sie als konträr zu Ihrer Ansicht ansehen. Denn persönlicher Kontakt ist die beste Möglichkeit, um Unconscious Bias zu erkennen und auch mit ihm zu arbeiten. Fangen Sie doch einfach klein an, indem Sie Ihren Social Media Feed diversifizieren. Dazu abonnieren Sie Accounts oder treten Gruppen bei, die Ihnen eine neue Perspektive eröffnen.
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